Kinderbetreuung in San Francisco

Neben der Wohnung ist Kinderbetreuung wohl der größte Ausgabenpunkt einer Doppelverdiener-Familie in San Francisco – auch ein Grund, warum hier Familien mit mehreren Kindern wegziehen. San Francisco hat prozentual die niedrigste Anzahl an Kindern in amerikanischen Größstädten, und Frauen bekommen hier auch später Kinder als im amerikanischen Durchschnitt. Je Älter die Kinder, desto günstiger wird die Kinderbetreuung, aber viele Familien, die es sich leisten können, wählen Privatschulen, zahlen für Nachmittagsakitivtäten (die auch sehr teuer sind) oder Summer Camps, so dass die Ausgaben selbst bei älteren Kindern kaum weniger werden. Der Grund für die hohen Kosten sind die fehlende Suventionierung (wie in Schweden oder Deutschland), die hohen Lebenshaltungskosten allgemein, die zu hohen Löhnen der Betreuuer und Lehrer führen und die hohen Immobilienpreise.

Daycares

Es gibt zwei Varianten von daycares für die Betreuung für unter 2,5-Jährige: Daycare centers und In-home daycares. In-home daycares sind entweder eine Tagesmutter, die 3-6 Kindern (max. noch zwei weitere Kinder im Schulalter) in ihrer Wohnung oder Haus betreut, oder eine Tagesmutter/-familie, die angestellte Helfer hat und dann entsprechend mehr Kinder aufnehmen kann (max. 12 plus zwei Kinder im Schulalter) . Es gibt genaue Bestimmungen, wieviele Kinder in welchem Alter pro Erwachsenen betreut werden dürfen. Die Betreiber der daycare müssen in der Wohnung, in der die Betreuung stattfindet, auch wohnen. Die Ausstattung der In-home daycares schwankt stark, manche haben nur ein kleines Spielzimmer, manche haben Spielzimmer und ein Zimmer für den Mittagsschlaf sowie Zugang zu einem Garten.

Ein Platz in einer in-home daycare kostet in San Francisco meist $1700-2500 pro Kind für Vollzeitbetreuung und ist damit vergleichsweise kostengünstig.

Auf www.childrenscouncil.org findet man alle lizensierten Daycares, sowohl In-home als auch centers. Außerdem findet man viele daycares auch auf winnie.com, teilweise auch mit Bewertungen von Eltern und Fotos der Einrichtungen. Eine Art Francise-Konzept für In-Home daycares ist wonderschool; auch wenn die Betreiber dieser daycares alle selbst über ihr Programm entscheiden, bekommen sie Beratung zum Lizensierungsprozess und Marketing durch wonderschool, was beispielsweise sichtbar wird an den gleich aussehenden Möbeln.

Neben In-Home daycares gibt es daycare centers, die wohl eher den deutschen Kitas entsprechen. Diese sind meist teurer als in-home daycares. Günstige gibt es ab $2300, aber die meisten kosten wohl eher um die $3300 pro Kind. Für die beliebten Zentren gibt es eine Warteliste auf der unzählige andere Familien stehen und für die man $100-150 zahlen muss. Die Wartezeit für einen Platz kann bis zu 2 Jahre betragen. Anrufen und persönlich vorbeischauen kann evtl. helfen, sich an der offiziellen Warteliste vorbeizuschmuggeln.

Beliebte Center Downtown:

- Bright Horizons (mit Filialen in verschiedenen Stadtteilen)

- Mission Montessori

- Kids by the bay (Civic Center und Financial District)

Zwar haben alle daycare centers einen eigenen Spielplatz, doch der ist im Vergleich zu üblichen deutschen Kitas und Kindergärten sehr einfach. Ein befestigter Platz oder Kunstrasen mit ein paar bunten Spielgeräten. Auch die Innenräume haben nicht immer viel Tageslicht, was in einer so sonnigen Stadt wie San Francisco sehr irritierend ist. Die daycare center erinnern mit ihren Marketing sehr an (Hoch)Schulen, bieten ein “Curriculum” bereits für die kleinsten, die Erzieher sind “teacher” und die Eltern zahlen wie an der Uni “tuition”. Die daycare als der erste Baustein in der Planung der Karriere – eine sehr amerikanische Sichtweise auf den Zweck frühkindlicher Erziehung.

Alle Formen von “daycare” (Kindertagesstätte) müssen eine Lizenz besitzen, die Minimalanforderungen an die betreuuenden Personen vorgibt und jährlich überprüft (Impfungen, 1.Hilfe-Kurs, polizeiliches Führungszeugnis, etc.), und auch die Wohnung bzw. das Zentrum werden jährlich unangemeldet inspiziert.

Alternativen zu Daycares:

- Nanny: Hier gibt es eine große Bandbreite an Alter, Erfahrenheit, Ausbildungen und Sprachen. Legal im Land, aber schwarz bezahlt (under the table=UTT). Illegal im Land und UTT bezahlt, legal und legal bezahlt (over the table=OTT), teilweise OTT bezahlte nannies (z.B. bekommen sie offiziell nur Mindestlohn von $16 pro Stunde und den Rest UTT). Live-in nannies (wohnen wie Au-Pairs im Haus, machen des jedoch als regulären Job), nannies, die die Kinder nur nach der Pre-School abholen, oder nur an bestimmten Tagen betreuen. Eine Nanny zu finden ist einfach, eine für die Familie passende Nanny (“amazing nanny”, wenn man es amerikanisch ausdrückt) zu finden hingegen ist ein ziemlicher Aufwand. Man sollte sich darauf einstellen, mindestens 10 Nannies per Telefon zu interviewen, und dann nochmal 3-5 in Person. Auf eine Anzeige, die man als Familie stellt, wird man um die 50 Bewerbungen erhalten, von denen man die meisten aber direkt ausschließen kann.

Die meisten Nannies dürften legale Einwanderer aus Mittel- und Südamerika sein, die aber UTT bezahlt werden. Diese sprechen oft schlecht Englisch. Viele Kinder, die von Nannies betreut werden, lernen daher natürlicherweise Spanisch durch ihre Nanny. Beliebte Online-Platformen, auf denen man Nannies finden kann, sind:

care.com

urbansitter

trusted

Eine erfahrene Nanny ist ab $22/h zu haben, eine die auch noch Englisch spricht und Auto fährt kostet eher $25-30/h bei einem Kind. Überstunden (alles über 40h/Woche oder 9h pro Tag) müssen offiziell 1,5-fach bezahlt werden. Üblicherweise garantiert man der Nanny jedoch eine gewisse Stundenzahl und handelt dann einen fixen Stundenlohn aus. Will man eine Nanny OTT bezahlen muss man sie anstellen und wird als Arbeitgeber steuerpflichtig. Diese “Nannysteuer” sind ungefähr 10%. Um den bürokratischen Aufwand für die Familien/Arbeitgeber geringer zu halten gibt es diverse “Nanny Payroll” Anbieter, die sich um die korrekte Abwicklung des Lohns kümmern (für ca. $50 pro Monat). Die meisten Nannies wollen jedoch UTT bezahlt werden, da sie in der Regel sonst nicht mehr als Geringverdiener gelten und dann ihre subventionierte Krankenversicherung verlieren. Eine OTT bezahlte Nanny müsste also nicht nur 20-30% mehr verdienen als eine schwarz beschäftigte Nanny, sondern idealerweise auch noch Zuschüsse zu einer Krankenversicherung erhalten, damit sie am Ende genauso viel in der Tasche hat wie ihre Kolleginnen, die weder Einkommensteuer zahlen noch Nanny Steuer.

-Nanny Share

Hier teilt man sich mit einer anderen Familie eine Nanny, entweder tageweise oder sie betreut beide Kinder gleichzeitig. Was in der Theorie ideal klingt (guter Betreuungsschlüssel, die Kinder sind in ihrem gewohnten Umfeld aber haben sozialen Kontakt, günstiger als Daycare, Kinder sind seltener krank, Nanny kann flexibel auf Arbeitszeiten der Familien eingehen) ist in der Praxis sehr schwer zu organisieren. Nicht nur die richtige Nanny muss man finden, sondern auch noch eine passende Familie mit ähnlichen Vorstellungen und Arbeitszeiten, welche idealerweise auch in der Nachbarschaft wohnt, damit man nicht noch durch die halbe Stadt fahren muss (obwohl einem dies mit einer Daycare auch passieren kann). Ob es leichter ist, erst die Nanny und dann die andere Familie zu finden oder andersrum ist schwer zu sagen. Wer nicht so bestimmte Vorstellungen hat sucht am besten eine Familie, die bereits eine Share-Situation aufgesetzt hat, bei denen aber aus irgendwelchen Gründen die zweite Familie aufgehört hat, so dass deren Platz frei wird.

Betreuung in einer Nanny-Share Situation ist ca. 30% günstiger als eine Nanny, die sich exklusiv um ein Baby kümmert. (Ihr Stundenlohn ist aufgrund der höheren Anforderungen auch höher als für ein Kind.) Üblich sind derzeit (2019) $15-16/Stunde pro Kind.

-Au Pair

Au Pairs sind eine (im Vergleich zu einer Karrierenanny) sehr kostengünstige und flexible Betreuungsoption sofern man Platz hat. Wenn man dafür extra in eine größere Wohnung umziehen muss lohnt es sich wahrscheinlich nicht. Da die wenigsten Au Pairs Erfahrung mit Babys haben ist dies vielleicht auch eher eine Lösung für ältere Kinder.

Julia SchützKommentieren