Alltag in Schweden: Pakete abholen

Anders als in Deutschland werden zumindest in größeren schwedischen Städten keine Pakete nach Hause geliefert. Man holt sie stattdessen bei einem Postombud ab. Das kann ein Supermarkt sein, ein Kiosk oder ein anderer Laden. Vorteil ist, dass die Ausgabestelle oft in der Nähe ist und großzügige Öffnungszeiten hat (meist auch Sonntags); in Deutschland musste ich manchmal - wenn auch die Nachbarn nicht zuhause waren um mein Paket anzunehmen (was oft passierte, geliefert wird ja in der Regel zu Büroarbeitszeiten.) - durch die halbe Stadt zur Postfiliale fahren, die mein Paket hatte. Da die Postfilialen zudem sehr eingeschränkte Öffnungszeiten hat ist es mir schon mal passiert, dass ich es nicht geschafft habe das Paket abzuholen. Bei Online-Einkäufen habe ich daher auch in Deutschland oft die Option einer Lieferung direkt bei einer Paketstelle gewählt. Im ersten Moment war ich also recht zufrieden mit der schwedischen Variante - bis das erste Paket nicht ankam. Wenn man online einkauft erhält man meist eine SMS wenn das Paket beim Postombud angegekommen ist. Wenn man privat ein Paket bekommt gibt es diesen Service nicht. Ich wartete also auf ein Zeichen, dass mein Paket aus Deutschland angekommen ist. Die “postavi” (Brief mit Abholnummer), die angeblich nach Hause geschickt wird, wenn das Paket einige Tage nicht abgeholt wird, kam nie (übrigens auch bei den meisten anderen Paketen nicht). Wir wunderten uns alle, dass das Paket nie ankam und dachten schon, es wäre verloren gegangen (es war als Brief ohne Sendungsverfolgung aufgegeben worden). Irgendwann kam es dann wieder nach Deutschland zum Absender zurück. Beim nächsten Versuch testeten wir die Sendungsverfolgung. Wieder dasselbe - keine Benachrichtigung, dass das Paket da war, auch wenn man in der Sendungsverfolgung sehen konnte, dass es seit Tagen beim Postombud lag. Ich ging also zum Ombud und sagte, dass ich wüsste, dass ich ein Paket von der Familie aus Deutschland bekommen habe. Nichts zu machen - ohne Postavi mit der Nummer (oder nur die Nummer per SMS, aber die hatte ich ja auch nicht) war nichts zu machen. Irgendwann kam ich auf die Idee, dass vielleicht die deutsche Sendungsnummer, die der Absender mit der Quittung bekam, tatsächlich die gleiche Nummer wie die Abholnummer sein könnte. Und tatsächlich - die letzen vier Ziffern waren der “magische Code” zum Paket…damit ist der Prozess des Abolens übrigens noch nicht abgeschlossen. Zum Abholen braucht man eine schwedische “Legitimation” (eine Art Personalausweis) - der deutsche reicht dafür nicht, auch kein Reisepass! Diskutieren mit den Postimbudmitarbeitern ist meist sinnlos (Ich habe eine Legitimation, also hatte ich wenigstens damit keine Probleme). Wenn Verwandte oder Freunde ein Paket schicken sollte man sie also immer bitten, es mit Sendungsverfolgung zu verschicken und sich von ihnen die Nummer auf der Quittung geben lassen.

Als ich vor 10 Jahren als Erasmusstudent in Örebro war, war das nicht so streng. Ich hatte keine Legitimation weil ich nur ein halbes Jahr dort studierte, und nur eine Samordningsnummer, keine Personnummer. Studentenausweis reichte, wenn ich mich recht erinnere. Leider kann ich daher keine Tips geben, wie man sich heutzutage als Praktikant, Erasmusstudent oder andere Person ohne Legitimation ein Paket nach Schweden schicken lassen kann…

Eine weitere Schwierigkeit kann hinzu kommen, wenn der Anbieter bei der Sendungsverfolgung nicht die Postombudsstelle preisgibt. Das passierte mir z.B. bei GLS. In meiner Gegend gibt es mindestens 6 Paketstellen im Umkreis von 1km, es wäre daher schon hilfreich zu wissen, wo das Paket liegt. Nachdem auf GLS Seite selbst keine Information zum Postombud geliefert wurde, landete ich nach Umwegen schließlich auf der DB Schenker Seite (offensichtlich Partner von GLS in Schweden, das hatte mir die deutsche GLS Seite allerdings nicht verraten). Hier fand ich dann nach Eingabe der Trackingsnummer die Adresse des Postombudes und konnte die Challenge “Paket aus Deutschland abholen” erfolgreich beenden …Happy End! Nachtrag: Ein paar Tage später trudelte tatsächlich vorbildlich die “Postavi” ein, die ich diesmal allerdings nicht mehr brauchte.

Julia Schütz