Alltag in Schweden: Im Supermarkt

Wenn man aus Deutschland kommt ist man schon ziemlich verwöhnt was Lebensmittel angeht. Tiefe Preise, extreme Auswahl. Bereits nach einer Woche trauerte ich dem deutschen Supermarkt nach (obwohl ich mit vielen Produkten nix anfangen kann). Was ich allerdings überhaupt nicht vermisse sind deutsche Öffnungszeiten. In Schweden kann man in vielen Supermärkten 7 Tage die Woche, teilweise sogar 24h einkaufen (zumindest aber bis 22Uhr). Sonntags Großeinkauf- sogar auf dem Land kein Problem. Wobei ich fairerweise zugeben muss, dass ich in Hamburg gleich neben dem Bahnhof Altona wohnte, und damit auch Sonntags bei Lidl einkaufen konnte (diese Möglichkeit hab ich jedoch selten genutzt).

Aber zurück zur Auswahl: ich bin ja Vegetarier, der versucht, möglichst vegan zu leben.

Theoretisch in Schweden kein Problem. Nach Indien und Israel hat Schweden angeblich den größten Anteil an Vegetariern, von denen ein Großteil sich auch als vegan bezeichnet. Das macht den Supermarkt allerdings mitnichten zum veganen Paradies. Je nach Standort (wie in Deutschland natürlich auch) gibt es mehr oder weniger Spezialprodukte; ich war in einem Hemköp in Stockholm, der ein veritables Sortiment an Tofus, Ersatzjogurts und Fleischimitaten aufweisen konnte – allerdings zu saftigen Preisen. Irgendwie finde ich das auch okay, denn diese Imitate braucht man ja nun wirklich nicht für ein gesundes Leben, aber schlucken musste ich trotzdem kurz.

Besonders unzufrieden sind die Deutschen ja immer mit dem Brot im Ausland. Ich muss ja sagen, ich liebe das schwedische Labberbrot mit der leichten süßlichen Note. Die neuste Sorte, die ich ausprobiert habe, ist Labberbrot mit Roter Beete und Karotte. Schmeckt ehrlich gesagt wie das schwedische Standardbrot, ist aber teurer (und hoffentlich gesünder). Man kann ja auch in Deutschland (zumindest in Hamburg) schwedisches Brot kaufen, welches sogar billiger ist als in Schweden selbst.

Ein weiteres Kuriosium: Jogurt im 1l-Pack und Schmelzkäse aus der Tube, und es gibt kein Schokomüsli! Fast zwei Jahre ist mir das nicht aufgefallen, bis ich dann plötzlich von einer Schokomüsli-Lust ergriffen wurde und dann nirgendwo eines auftreiben konnte (nicht mal bei Lidl).

Neben veganen Spezialprodukten und Aufstrichen ist die Auswahl an Erfrischungsgetränken sehr beschränkt. Schweden ist in fester CocaCola-Hand. Club Mate (oder irgendein anderes, gerne spezifisch schwedisches Hipstergetränk mit oder ohne Koffein) habe ich vergeblich gesucht.

Fritzcola, Lemonaid oder Bionade in 5 Sorten? Fehlanzeige. Sonstige Limos von kleinen Getränkeherstellern in 10 Variationen? Alkoholfreie Biermixgetränke? Nix. Was allerdings "in" ist hier ist Kombucha, welches in vielen "hipperen" Cafés und Kneipen selbst gebraut wird.

Ich glaube, Erfrischungsgetränke wären eine Marktlücke hier. Insbesondere, da ja auch der Alkohol so teuer ist, hätte man eine gute Alternative (leckeres Getränk in bierartiger Glasflasche).

Weiterhin rar gesät sind Gemüseläden und Bäcker, dafür liebe ich die frischen Brote der hiesigen Bäckereien (meist Ketten). Besondere Empfehlung: veganer Kanelbulle von Bröd & Salt.

Julia SchützKommentieren