Alltag in Schweden: Eine Wohnung mieten
Als Deutsche, die im Überfluss lebt und zuletzt in Deutschland drei Biosupermärkte, zwei Rewes und einen Edeka sowie einen türkischen Gemüseladen und zwei Wochenmärkte im Abstand von 5-10 Minuten zu Fuß hatte, sind die Preise und das geschrumpfte Sortiment schon ein kleiner Schock- genauso wie die Mietpreise.
Wir haben ja vorher auch in einer sehr teuren 1-Zimmer-Neubauwohnung in bester Lage gewohnt. Im Vergleich zu Stockholm war das ein Schnäppchen.
25qm 1-Zimmer-Wohnung im Zentrum für 1400 Euro sind hier normal. In der Vorstadt bekommt man dafür immerhin bereits 55qm. Übrigens sind diese Wohnungen auch nur „Second Hand“, d.h. ein offizieller Mieter oder Eigentümer vermietet die Wohnung für max. 1 Jahr (danach evtl. Verlängerung möglich) unter. Um eine normale unbefristete Mietwohnung zu bekommen, die übrigens kaum mehr kostet als eine Wohnung in deutschen Großstädten mit Mietvertrag aus dem Jahr 2000, wartet man je nach Attraktivität der Lage 5-30 Jahre; das klingt erstmal extrem befremdlich. Der Vorteil ist meiner Meinung allerdings, dass es dadurch weniger Gentrifizierung gibt. Denn wenn man lang genug wartet kommt man theoretisch aus seiner tristen Plattenbauwohnung irgendwann in bessere Lagen – oder zumindest die Kinder. Wie es in der Praxis aussieht weiß ich allerdings nicht.
Da der Mietmarkt (außer für Untervermietungen) extrem reguliert wird, gibt es kaum Mietwohnungen bzw. es werden auch kaum welche neu gebaut. Wem es dann irgendwann zu bunt wird mit Umziehen nach 2-12 Monaten und das nötige Kleingeld hat kauft sich für 10 000 Euro/m2 ein Wohnrecht ein (nicht die Wohnung selbst, siehe dazu meinen anderen Artikel über “Eigentumswohnungen”). Diese darf ich dann auch untervermieten, wenn er gute Gründe dafür hat, den die Wohnungsgenossenschaft muss dem zustimmen. Auslandsaufenthalt ist ein guter Grund, aber Bescheid geben und eine offizielle Erlaubnis einholen muss man trotzdem. Als Mieter ist man dann oft Bewohner zweiter Klasse, habe ich den Eindruck.