Der Kungsleden ist einer der beliebesten Wanderwege in Schweden. Er ist etwas mehr als 400km lang und führt von Abisko bis Hemavan. Wir wanderten die erste Teiletappe, die wohl auch eine der beliebstesten ist, da sie gut ausgebaut ist und An- und Abreise unkompliziert sind. Dies macht den Kungsleden auch zum idealen Anfängerwanderweg, den viele auch allein wandern. Der Weg führt überwiegend durchs Tal und die Tagesetappen sind überschaubar, es gibt alle 12-20km eine Fjällstuga. Dies ist einfache Berghütte ohne fließend Wasser, mit Mehrbettzimmern und Plumsklo. Die größeren (in diesem Streckenabschnitt jede zweite) haben auch einen kleinen Laden und eine Sauna mit Waschraum. Dort gibt es zwar auch kein fließend Wasser - Wasser wird in Eimern aus dem Fluss geholt - aber das Wasser wird im Saunakessel erhitzt, so dass man sich mit einem Wassereimer über den Kopf schüttend warm "duschen" kann. Dank "Allmannsrätten" (Jedermannsrecht) kann man natürlich auch auf die Übernachtung in den Hütten verzichten und im eigenen Zelt schlafen, will man deren Infrastruktur benutzen muss man jedoch eine kleine Gebühr bezahlen.

Der erste Streckenabschnitt des Kungsleden führt von Abisko nach Sälka, wo man dann Richtung Kebnekaise abbiegt, was offiziell dann nicht mehr zum Kungsleden gehört, aber genauso gut ausgeschildert ist. Von Kebnekaise Fjällstation kann man zur Samensiedlung Nikkuluokta wandern, wo eine Busverbindung nach Kiruna besteht. Der Bus fährt vormittags und abends, die Nachmittagsverbindung ist an die Nachtzugabfahrt in Kiruna angepasst und kann auch gleichzeitig mit dem Zugticket gebucht werden. In Nikkulokta gibt es ein Restaurant bei dem man sich stärken kann während man eventuell auf den Bus wartet.

Ab Stockholm anreisen kann man entweder mit Flugzeug oder Nachtzug, und man kann sowohl in Nikkuluokta als auch in Abisko beginnen. Fliegt man nach Kiruna braucht man mit dem Zug noch ca. 1-1,5 Stunden nach Abisko Turiststation. Dies bedeutet aber in der Regel, dass man die Anreise nicht bis Vormittags schafft und noch eine Nacht in Kiruna oder Abisko verbringen muss. Alternativ kann man den Nachtzug ab Stockholm nehmen, der am Vortag am frühen Abend losfährt und am Vormittag des nächsten Tages in Abisko Turiststation ankommt. Hier geht der Kungsleden dann direkt los.

Wir haben uns für den Nachtzug entschieden - umweltfreundlicher, man hat die Möglichkeit verschiedene Landschaften in Schweden zu sehen, lernt eventuell Leute in seinem Abteil kennen und muss nicht noch irgendwo umsteigen oder übernachten. Nach der Ankunft kann man direkt loslaufen.

Bei der ersten Etappe führt durch einen niedrigen Birkenwald an einem Fluss vorbei. Frisches Bergwasser kann man hier jederzeit nachfüllen. Das Gelände und die Berge am Rande des weiten Tals sind noch relativ flach.

Nach 15 km erreicht man das erste Etappenziel, die Abiskojaure-Stugorna (Stugorna bedeutet "die Hütten"). Hier führen mehrere Wanderwege vorbei und die Nähe zur Abisko Fjällstation macht sie attraktiv für Tageswanderer. Dementsprechend voll kann es hier schonmal werden. Die Stuga ist gut ausgestattet mit Sauna direkt am See und einem kleinen Laden. Wir wurden freundlich vom Hüttenwart mit einem Erfrischungsgetränkt begrüßt und konnten unsere STF-Mitgliedschaft vor Ort abeschließen (damit ist die Übernachtung günstiger, dies lohnt sich ab ungefähr ab 5 Übernachtungen und die Mitgliedschaft gilt ein Jahr.). Wenn man die Übernachtungen in den Fjällstugorna im Vorraus bezahlt statt vor Ort ist es deutlich günstiger. Man muss sich weder auf eine bestimmte festlegen noch muss man das genaue Datum bestimmten, lediglich einen Zeitraum. Ein Bett vorbuchen kann man nicht, jeder Wanderer erhält einen Schlafplatz, notfalls auf einer Notmatratze auf dem Küchenboden. Am Tag bevor wir ankamen war dies anscheindend der Fall, zum Glück war es bei uns nicht so voll und wir bekamen normale Betten zugeteilt. Diese haben Decke und Kissen, man muss einen (Hütten-)schlafsack selbst mitbringen. Es wird übrigens erwartet, dass alle mithelfen - Trinkwasser holen, Abwaschwasser entleeren, Hütte fegen, abspülen, Geschirr aufräumen, Holz hacken, Ofen anschüren usw. Nicht alle tragen gleich viel bei, aber im Großen und Ganzen ist alles trotzdem ordentlich und sauber. Die Küche ist mit Töpfen, Geschirr und Besteck ausgestattet, man muss also nur sein Essen mitbringen.

Am zweiten Tag geht es weiter in die Berge. Es ist immer noch relativ flach, aber die Bäume werden weniger. Es gibt weniger Mücken als erwartet, da es so trocken ist, aber wir sind trotzdem froh, dass wir ausreichend Mückenspray dabei haben. Dieser Tag ist auch der einzige, an dem wir unsere Regensachen auspacken müssen, da es vormittags leicht regnet.