Im Oktober 2015 reisen wir für 2,5 Wochen nach Japan. Die Reise beginnt in Tokyo, danach geht es mit dem Shinkansen nach Kyoto, anschließend nach Koya-San (Mount Koya), von dort zurück nach Kyoto, auf einen Tagesausflug nach Nara und schließlich wieder nach Tokyo.
Tokyo und Kyoto
Kyoto ist die schönere Stadt - das kulturelle “Schatzkästchen Japans” - Tokyo ist aber wegen seiner Größe, Vielseitigkeit und Kontraste einfach spannend. Hochhäuser mit Schnellstraßen und dann wieder kleine Häuser in engen Gassen, einfallslose Alltagsarchitektur, traditionelle Gebäude und moderne Architekturikonen liegen hier sehr nah beieinander. Und trotz der Größe der Stadt fühlten wir uns kaum gestresst. Alles ist sauber, ruhig, freundlich und organisiert. Kyoto hingehen ist sehr traditionell. Hier sieht man noch alte japanische Holzhäuser, unzählige Tempel und Schreine, liebevoll angelegte Gärten und ab und zu ein paar Geishas.
In Japan gibt es wenige öffentliche Plätze. Dafür ist der Übergang von privat, halböffentlich und öffentlich fließender. Die Grenzen eines Raumes und seine Funktion sind subtiler, oft durch den Bodenbelag angedeutet.
Geparkt wird in Japan nicht einfach am Straßenrand. Entweder hat man einen Parkplatz oder Garage auf einem eigenen (Miniatur-) Grundstück, oder es gibt gemeinsame Parkplätze in Baulücken.
Essen in Japan
Als Möchtegernveganer waren wir gespannt, wie wir in Japan mit unseren speziellen Essenswünschen zurecht kommen würden. Dass sich Japan mehrere Jahrunderte lang aus religiösen Gründen vegetarisch ernährte ist heute nicht mehr erkennbar, Vegetarismus in Japan ist im Mainstream fast unbekannt. Die traditionelle buddhistische Küche ist jedoch auch heute noch vegan und ein echter Genuss. Wir hatten den Eindruck, dass die vegane Küche in Japan eher unter den Gesundheitsaspekt beworben wird (was im Anbetracht der vergleichsweise gesunden japanischen Küche irgendwie absurd ist), weniger aus ethischen oder Umweltgedanken heraus. Normale Restaurants sind auf jeden Fall nicht auf Spezialkost eingestellt, und selbst wenn es einem gelingen sollte, sein Anliegen auf Japanisch vorzubringen gilt es als schlechter Stil, dem Koch mit Sonderwünschen in sein Handwerk reinzureden. Wir versuchten diesem Konflikt daher aus dem Weg zu gehen und wählten stattdessen Restaurants, die sich auf unsere Essensvorlieben spezialisiert hatten. Diese fanden wir über die HappyCow-App.
Die Japanische Küche ist eher fettarm und zelebriert den Eigengeschmack, die Frische und Optik der Zutaten. Selbst die japanische Variante des Currys (anders als das indische ist dieses garnicht scharf) setzt das Gemüse in den Fokus und arrangiert es liebevoll in der würzigen Sauce.
Kyoto
Wir hatten in Deutschland zuvor den Japan Railpass gekauft um umkompliziert mit dem Shinkansen reisen zu können. Die Fahrt von Tokyo nach Kyoto dauert etwas länger als 2 Stunden für 500km.
Unsere Unterkunft in Kyoto liegt in einem traditionellen japanischen Haus. Dieses richtet sich nach Innen, die wenigen Fenster nach Außen lassen Tageslicht herein, bieten jedoch keinen Ausblick. Die Häuser stehen oft sehr dicht aneinander und nehmen das ganze Grundstück ein.
Im Eingangsbereich, dem Genkan, muss man seine Straßenschuhe ausziehen. Die Stufe markiert den Eingang zum Innenraum, hier darf man sich nur mit Hausschuhen oder barfuß bewegen. Für die Toilette gibt es eigene Schlappen, die davor bereit stehen. Die Wohnräume sind mit Tatamimatten ausgelegt, diese definieren auch deren Standardgrößen. Für Tatamimatten gibt es leicht unterschiedliche Maße, das Tokyo- und Kyotomaß. Die Räume sind für eine minimalistische Möblierung konzipiert; weder für Sofalandschaften noch für Esstische für 10 Personen ist hier Platz. Geschlafen wird traditionell auf einem Futon, was tagsüber in den Schrank geräumt wird. Gegessen wird auch heute noch meist auf dem Boden sitzend. Das Klo in diesem Haus liegt außerhalb des Hauses erreichbar über den kleinen Innenhof.
In Kyoto gibt es wohl die beste vegetarische Tempelküche in Japan (Shōjin ryōri). Wir testeten dass Mittagessen im Tempel-Restaurant Shigetsu beim Tenryuji-Tempel in Stadtteil Arashiyama (ein Touristenziel in Kyoto ist, u.a. bekannt für den Bambushain und viele Tempel). Im ins Restaurant zu kommen muss man für den Tempel Eintritt zahlen. Man sollte laut Homepage mind. 3 Tage seinen Tisch buchen.
“Einen Tisch buchen” bedeutet hier, dass man einen eigenen Raum mit Blick in den Garten bekommt, in dem man auf dem Boden Platz nimmt und das Essen auf Tabletts serviert bekommt, welche auch direkt auf dem Boden gestellt werden. Serviert werden alle Gänge gleichzeitig in lackierten Schalen. Es gibt Misosuppe, Reis, eingelegtes Gemüse, gedünstetes Gemüse und verschiedene Tofuspezialitäten. Das leckerste Essen, was wir in Japan gegessen haben, und das in einer besonderen Atmosphäre.
Sehenswert in Arashiyama ist der Garten des Schauspielers Okochi Denjiro (1898-1962). Der Eintrittspreis von ¥1,000 schreckt einige Touristen ab, wodurch der Garten weniger überfüllt ist. Außerdem ist ein Matcha-Tee im Eintritt inklusive.
Fahrradfahren in Kyoto macht Spaß. Die engen Gassen sind entspannt zu durchfahren, die Entfernungen sind kurz. Fahrradparken ist allerdings ein Problem - man darf es nicht einfach irgendwo abstellen so wie in Europa, sonst riskiert man, dass es abgeschleppt wird. Es gibt einige kostenpflichtige Fahrradparkplätze, z.B. im Kaufhaus oder am Bahnhof, ansonsten muss man wohl eher drauf hoffen, dass man seine Erledigungen per Rad schneller erledigt als der Abschleppdienst vor Ort ist.
Ausflug nach Nara
Reise nach Koya-San
Von Kyoto fahren wir in das Tempelbergdorf Koya-San (Mount Koya). Dorthin gelangt man über den Bahnhof Shin-Osaka in Osaka, wo man die Midosuji Subway in Richtung Namba Train Station nimmt (ca. 15 Minuten Fahrt). Hier geht man zur Naknai Railway Station, wo man dann wiederum den Rapid Express Train der Nankai Koya Rail Line nach Gokurakubashi Train Station nimmt (ca. 1,5 Stunden Fahrt). Dann hat man es fast geschafft. Wenn man die Seilbahn nimmt, die 5 Minuten bis zum Mount Koya braucht, ist man nur noch eine kurze Busfahrt vom Zentrum des Tempeldorfes entfernt. Dank japanischer Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit der Verbindung ist die Anreise kein Problem.
In Koya-San übernachten wir im Tempel "Hoon-In. Dieser wurde uns über die Vermittlungsseite Japanese Guesthouses zugeteilt nachdem wir unsere Übernachtungsdaten und Preiswünsche mitgeteilt haben. Das Zimmer war eher eine Suite mit Wohn- und Schlafraum. Tee mit Süßigkeiten steht bereit, der Futon ist vorbereitet und man erhält eine Yukata (eine Art Morgenmantel), in der man dann auch in den Speisesaal oder die Waschräume gehen kann, wo die Möglichkeit zu einem heißen Bad (Sentō) besteht. Da es in den Bergen im Oktober bereits recht kühl war, waren wir für unsere heizende Aircondition dankbar (man will diese jedoch nicht länger als nötig laufen lassen, da sie unangenehmen Gasgeruch verströmt). Im Tempel erhält man traditionell veganes buddhistisches Frühstück und Abendessen. Je teurer das Ryokan (traditionelles Japanisches Gästehaus, zu denen man die Tempel in Koya-San auch zählen kann), desto besser angeblich übrigens das Essen. Unsere Unterkunft war eher günstig und das Essen gut aber nicht so gut wie im Tenryuji-Tempel in Kyoto. Morgens nutzen wir die Gelegenheit an der Meditation teilzunehmen.